Statt Hongkong stand an meinem ersten Tag die andere 50 km entfernte Sonderverwaltungszone Chinas auf dem Programm: Macau.

Macau ist eine ehemalige portugiesische Überseeprovinz. 1557 als Handels- und Missionsstation gegründet, ist sie die älteste europäische Niederlassung in Ostasien. Bis 1999 blieb Macau unter portugiesischer Verwaltung, seitdem ging die Souveränität an China zurück. Glücksspiel bildet die zentrale Haupteinnahmequelle Macaus.

Entgegen der Empfehlung des Marco Polo Reiseführers, der unter „Bloss nicht!“ vor Eintagesfahrten über die Grenze Hongkongs z.B. nach Macau und vor Ausflügen am Wochenende eindeutig warnt, nahm ich von Sheung Wan das Schnellboot nach Macau. Preislich liegt eine Fahrt mit Turbojet bei rund 45,- EUR und dauert circa 1 h. Ob es während der Fahrt viel zu sehen gibt, kann ich leider nicht beurteilen, da ich sowohl Hin- als auch Rückfahrt verschlafen habe 😉

Europäisch-koloniale Geschichte

In Macau angekommen stand zunächst nicht das Glücksspiel, sondern die europäisch-koloniale Geschichte im Vordergrund. 25 historische Bauten zählen mittlerweile zu den Unesco-Welterbestätten, darunter die Ruine São Paulo, die ich als erstes ansteuerte und als Wahrzeichen Macaus gilt. Heute steht nach dem Brand von 1835 nur noch die imposante Fassade der damals errichteten Kathedrale. Wer sich einen malerisch, romantischen Ort vorstellt, der irrt. Neben mir drängten sich unglaublich viele Touristen durch die schmalen Straßen und Gassen. Selten habe ich so viele Selfiesticks gesehen und wurde Zeuge lustiger Posen. Ein Bild ohne Menschen zu schießen war daher reine Utopie.

Fortaleza do Monte

Von der Ruine aus ging es durch einen kleinen Park zum Fortaleza do Monte. Das Fort wurde 1617-26 von Jesuiten errichtet und bietet einen wunderschönen Rundblick über die Stadt. Von dort oben aus wird auch deutlich, wo und wie die 600.000 Einwohner auf einem Drittel der Fläche Hongkongs leben.

Centro Histórico de Macau

Nach dem Fort ging es zurück durch das „Centro Histórico de Macau“. In den engen Straßen fügt sich ein Gebäude im Kolonialstil an das nächste, während im Hintergrund die glänzenden Spielpaläste hervorragen. Unweigerlich fühlte ich mich deshalb wie in einer amerikanischen Mall, in der nichts echt zu sein scheint.

Nach Verlassen des St. Dominics Squares war es Zeit für das Mittagessen. Als Ziel war der „Geheimtipp“ schlechthin für Portuguese Egg Tart auserkoren: Margaret’s Café e Nata. Wirklich geheim scheint der Tipp jedoch nicht zu sein, so wartete eine Schlange von rund 50 Leuten vor dem kleinen Café auf Einlass – die Wartezeit jedoch war es definitiv wert!

Die Stadt des Glücksspiels

Gestärkt folgte nun der andere Teil Macaus: Die Stadt des Glücksspiels. Beginnend am Grand Lisboa, dem höchsten Wohngebäude Macaus, ging es vorbei am Casino Lisboa zum Wynn. Das Wynn Casino lockt mit einer Wasservorführung mit bunten Musikfontänen (nicht empfehlenswert!) und dem stündlichen wachsenden „Tree of Prosperity“ und einem aus dem Nebel emporschwebendem „Glücksdrachen“ gepaart mit einer LED Show aus 21.000 Kristallen. Fazit: Naja, mit Vegas kann das alles nicht mithalten!

Vorbei am MGM und Sands stand Macaus Fisherman’s Wharf als letzter Punkt auf der heutigen Liste. Die Promenade lockte mit einer römischen Amphitheaterruine und immitierten Häusern aus New Orleans, Amsterdam, Kapstadt und Lissabon. Jedoch lockte sie vergeblich, da sich dort, von Angestellten der hiesigen Lokalitäten einmal abgesehen, niemand aufhielt. Der Reiseführer zitiert daher Wilhelm Busch recht treffend: „Schön ist es auch anderswo“!